Die freie Konvektion beruht auf vorhandenen Dichteunterschieden im Fluid. Bei beheizten Flächen weist das Fluid in Wandnähe eine niedrigere Dichte auf als in weiter entfernt liegenden Bereichen. Daraus ergibt sich ein statischer Druckunterschied, der zu einer Konvektionsbewegung führt. Die entsprechenden Nußelt-Korrelationen haben zumeist die Form Nu = Nu(Ra).
In einer Grenzschicht bei freier Konvektion können sowohl laminare als auch turbulente Strömungen auftreten. Wie bei Strömungen mit erzwungener Konvektion können durch hydrodynamische Instabilitäten kleinste Störungen so verstärkt werden, dass ein Übergang von laminarer zu turbulenter Strömung erfolgt. Bei erzwungener Strömung erkennen wir den Bereich des Übergangs von laminarer zu turbulenter Strömung an der Reynolds-Zahl, für deren Berechnung man die Strömungsgeschwindigkeit benötigt. Leider ist diese für Grenzschichten bei freier Konvektion nicht bekannt. In diesen Fällen greifen wir dann auf eine kritische Rayleigh-Zahl zurück, die einen guten Hinweis darauf gibt, ob die Strömung in der Grenzschicht bei freier Konvektion laminar oder turbulent ist. Bei einer vertikalen Wand mit der Wandhöhe h zeigen Rayleigh-Zahlen oberhalb 109 an, dass man es mit einer turbulenten Grenzschichtströmung zu tun hat. Rakrit > 109.
- vertikale Wand mit der Wandhöhe h bei laminarer und turbulenter Strömung
Die einfachsten Korrelationen haben die Form mit charakteristischer Länge l* = Wandhöhe h.- laminare Strömung in der Grenzschicht:
Gültigkeit: 104 ≤ Ra ≤ 109 - turbulente Strömung in der Grenzschicht:
Gültigkeit: 109 ≤ Ra ≤ 1013 - laminare und turbulente Strömung in Grenzschicht mit charakteristischer Länge l* = Wandhöhe h:
Gültigkeit: 0,1 ≤ Ra ≤ 1012 und 0,001 < Pr < ∞;
- laminare Strömung in der Grenzschicht:
- senkrecht stehender Zylinder mit der Höhe h und dem Durchmesser d
(Rückgriff auf vertikale Wand)
Gültigkeit: 0,1 ≤ Ra ≤ 1012 und 0,001 < Pr < ∞; charakteristische Länge l* = Zylinderhöhe h - horizontaler Zylinder
Gültigkeit: 3,9 ∙ 10–5 < Ra < 3,9 ∙ 1012 und 0 < Pr < ∞; charakteristische Länge l* = 0,5 ∙ π ∙ d (Anströmlänge)
Das nachfolgende Rechenbeispiel soll einen anschaulichen Überblick verschaffen:
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Beispiel
Wärmeübergang bei freier Konvektion
Ein sehr dünner Plattenheizkörper mit einer Höhe von 0,5 m weise eine Wandtemperatur von 70 °C auf, die Umgebungstemperatur im Raum betrage 10 °C. Über welche Breite muss der Heizkörper mindestens verfügen, damit eine durch freie Konvektion abgegebene Heizleistung von 300 W möglich wird?
Gegeben:
tW = 70 °C
tU = 10 °C
h = 0,5 m
Lösung:
In einem ersten Schritt wird eine Angabe zu dem Wärmeübergangskoeffizienten benötigt. Wir orientieren uns an dem vorgestellten allgemeinen Lösungsschema:
- Geometrie, Temperaturen, Stoffwerte
Ebene Wand mit wärmeübertragender Oberfläche A = 2 · b · h (die Stärke des Plattenheizkörpers wird vernachlässigt)
treibende Temperaturdifferenz: Δt = tW – tU = 70 °C – 10 °C = 60 K
Bezugtemperatur für Stoffwerte:
Stoffwerte aus Tabelle 4:β(10 °C) = 3,543 · 10-3 K-1 ν(40 °C) = 172 · 10-7 λ(40 °C) = 0,02735 Pr(40 °C) = 0,7056 - Konvektionsart = freie Konvektion
- Strömungsart:
Berechnung Ra→ laminare Strömung! - relevante dimensionslose Kennzahlen (schon berechnet)
- Auswahl der Korrelation
Für den Kurs Wärmeübertragung stehen uns zwei Korrelationen zur Verfügung. Es ist lehrreich, die Ergebnisse für beide Fälle zu errechnen, im Prinzip aber nicht erforderlich - Errechnung des Wärmeübergangskoeffizienten α
Gültigkeit: 104 ≤ Ra ≤ 109 wird eingehalten mit Ra ≈ 6,2 · 108
Gültigkeit: 0,1 ≤ Ra ≤ 1012 wird eingehalten mit Ra » 6,2 · 108 und 0,001 < Pr < ∞ mit Pr = 0,7056
Beide Wärmeübergangskoeffizienten für freie Konvektion in Luft liegen in dem Bereich, die wir nach den Erfahrungswerten zwischen 3 und 30erwarten dürfen. Weitere hier nicht ausgeführte Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass die 5,09 etwas zu niedrig berechnet sind. - Kontrolle Wandtemperatur
Die Wandtemperatur ist in diesem Beispiel gegeben, eine weitere Prüfung, ob die Schätzung der Wandtempetur aus einer eventuell gegebener Vorlauftemperatur für den Heizkörper zutreffend war, entfällt hier.
Die Frage nach der erforderlichen Breite b des Plattenheizkörpers beantworten wir mit Hilfe vonmit
Würden wir mit einem Wärmeübergangskoeffizienten von 5rechnen, ergäbe sich eine Breite von genau 1 m!