Verdampfer und Kondensatoren stellen spezielle Rekuperatoren dar, bei denen sich der Aggregatzustand eines strömenden Fluids ändert und für die Dauer dieser Änderung (Durchschreiten des Zweiphasengebietes) dessen Temperatur konstant bleibt. Im Verdampfer verdampft das Kühlmittel (Index 2) bei Siedetemperatur, im Kondensator kondensiert bei Kondensationstemperatur das Heizmittel (Index 1). Unter Berücksichtigung der vom Druck abhängigen Verdampfungsenthalpie eines reinen Stoffes r(p) und der Änderung des Dampfanteils Δx erfasst man die Energiebilanz nun über:
Methode
- für den Kondensator mit
, sowie Δx = 1 - x durch mit t1 = t1' = t1'' abgeleitet aus für den Gleichströmer oder abgeleitet aus für den Gleichströmer
Mit beiden Formeln erhält man den gleichen Wert für die mittlere logarithmische Temperaturdifferenz! - für den Verdampfer mit
, sowie Δx = x - 0 durch mit t2 = t2' = t2'' folgt für Δtm
Expertentipp
Die Strömungsführung (Gleich- oder Gegenstrom) hat keinen Einfluss auf die Höhe der logarithmischen Temperaturdifferenz und spielt deshalb in Verdampfern und Kondensatoren keine Rolle!
Neben beiden jeweils in
Neben den in
Bei der Definition der oben erwähnten dimensionslosen Kennzahlen spielt die maximale Temperaturdifferenz im Wärmeübertrager Δtmax = t1' - t2' aus den häufig als bekannt vorauszusetzenden Eintrittstemperaturen t1' und t2' eine besondere Rolle.
Methode
- dimensionslose mittlere Temperaturdifferenz Θ
0 ≤ Θ ≤1 - dimensionslose Temperaturänderungen P der Stoffströme 1 und 2, die auch als Betriebscharakteristiken bezeichnet werden (Formelzeichen P abgeleitet vom englischen Wort „performance“)
0 ≤ P1 ≤ 1 0 ≤ P2 ≤ 1 - dimensionslose Kapazitätsstromverhältnisse R (Formelzeichen R abgeleitet vom englischen Wort „ratio“)
0 ≤ R1 ≤ ∞ 0 ≤ R2 ≤ ∞ - dimensionslose Heizflächen NTU, die oft auch Anzahl der Übertragungseinheiten (number of transfer units) genannt werden
0 ≤ NTU1 ≤ ∞ 0 ≤ NTU2 ≤ ∞
NTU als der Bezug der Übertragungsfähigkeit K auf einen Kapazitätsstrom
Die dimensionslosen Kennzahlen existieren nicht unabhängig voneinander, sondern sind über die Energiebilanz miteinander verknüpft:
Methode
Die dimensionslose Form der Energiebilanz lautet also:
Weitere wichtige Beziehungen ergeben sich aus:
F (Pi, NTUi, Ri) = 0 beschreibt einen allgemeinen Zusammenhang zwischen den dimensionslosen Kennziffern. Diese Gleichung sagt nur aus, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Größen existiert und stellt keine konkrete Rechenvorschrift dar. Für ausgewählte Stromführungen ist es aber möglich, aus diesem allgemeinen Zusammenhang spezifische Formeln zu entwickeln. Es kann gezeigt werden, dass die Betriebscharakteristik Pi eine Funktion zweier anderer dimensionsloser Kennzahlen ist: Pi = Pi(NTUi, Ri).
Die Verwendung dimensionsloser Kennzahlen gestattet in Verbindung mit speziellen Diagrammen im Rahmen grafisch erreichbarer Genauigkeiten die vereinfachte Berechnung komplexer Strömungsführungen in Wärme-übertragern. Für ausgewählte Fälle sind entsprechend aufbereitete Diagramme im VDI-Wärmeatlas enthalten. Wir beschränken uns in diesem Kurs ausschließlich auf die Parallelströmer. Obwohl die grafischen Diagrammlösungen auch für den Gleich- und Gegenströmer existieren, verzichten wir darauf und setzen nur auf die mit dem Taschenrechner noch auswertbaren analytischen Lösungen für deren vereinfachte Berechnung.
Die Herleitung der speziellen Funktionen Pi = Pi(NTUi, Ri) aus der zentralen Energiebilanz für die kinetische Kopplung
Stromführung | Pi = Pi(NTUi, Ri) | NTUi = NTUi(Pi,Ri) = | Θ = Θ (P1,P2) = |
Rekuperator Gleichstrom | |||
Rekuperator Gegenstrom Ri ≠ 1 | |||
Rekuperator Gegenstrom R = 1 | |||
Kondensator R1 → ∞, R2 → 0 | |||
Verdampfer R1 = 0, R2 → ∞, | |||
Rührkessel beidseitig vermischt | |||
Rührkessel einseitig vermischt Index 1 = unvermischter Strom |
Für Wärmeübertrager mit einem Kapazitätsstromverhältnis von R = 1, wie es zum Beispiel oft in solar-thermischen Anlagen auftritt, gelten hinsichtlich der in der Tabelle aufgeführten Formeln einige Besonderheiten. Mit den schon behandelten funktionalen Abhängigkeiten zwischen den dimensionslosen Kennzahlen ergibt sich dabei folgende Situation:
R = 1 bedeutet auch
Daher müssen in den Formeln für R = 1 die dimensionslosen Kennzahlen nicht indiziert werden, für Heiz- und Kühlmedium weisen die dimensionslosen Kennzahlen gleiche Werte auf.
- Gleichstrom:
Verfügen Gleichstrom-Rekuperatoren über eine hohe Zahl von Übertragungseinheiten (im Grenzfall NTUi → ∞) ist am Ausgang nur noch die halbe Temperaturdifferenz zwischen heißem und kaltem Stoffstrom vom Eintritt in den Wärmeübertrager vorhanden (P = 0,5). Danach kann keine Wärme mehr übertragen werden. Für die Übertragungsfähigkeit im Gleichstrom existieren also Grenzen, die aus der Gleichung für die dimensionslose mittlere Temperaturdifferenz Θ abgeleitet werden können. Das im Nenner stehende Argument für den Logarithmus naturalis (1 – (P1 + P2)) muss stets positiv sein 1 – (P1 + P2) > 0. Daraus folgt 1 > (P1 + P2) und mit P1 = P2 · R2 oder P2 = P1 · R1 kann geschrieben werden 1 > P1 (1 + R1) bzw. 1 > P2 · (1+ R2), woraus schließlich abzuleiten ist
Besonderheiten R = 1
Die Gleichung für die Betriebscharakteristik Pi vereinfacht zu - Gegenstrom:
Besonderheiten R = 1
Für R = 1 und damit NTU1 = NTU2 sowie P1 = P2 entstehen in der Gleichung für die Betriebscharakteristik und in der Gleichung für NTU unbestimmte Ausdrücke der Form „null durch null“. Nach Anwendung der Regel von Bernoulli de l´Hospital gewinnt man dafür aus:- für die Betriebscharakteristik:
Man achte bei der Ableitung im Nenner auf die Anwendung der Produktregel! - für die Anzahl der Übertragungseinheiten:
- für die dimensionslose mittlere Temperaturdifferenz
- für die Betriebscharakteristik:
- Rekuperatoren mit Phasenübergang eines Fluids (Kondensator, Verdampfer)
Für den Kondensator wird wegen Δt1 = 0 auch die Betriebcharakteristik P1 = 0. Das Kapazitätsstromverhältnis R2 strebt gegen null. Es ist völlig egal, ob man diese Parameter in die Berechnungsformeln für die Gleichstrom- oder die Gegenstrom-Rekuperatoren einsetzt, es ergeben sich immer die in der Tabelle für den Kondensator angegebenen Formeln. Analoges gilt für den Verdampfer mit der Betriebscharakteristik P2 = 0 wegen Δt2 = 0. - Wärmeübertragung im Rührwerk
Bei Rührkesseln mit kontinuierlichen und ideal vermischten Massenströmen im stationären Betrieb liegt im Behälter eine gleichmäßige Temperatur vor, mit der die betreffenden Medien auch aus dem Behälter austreten. Der Flüssigkeitsvolumen im Reaktor VR hängt von der Verweilzeit τV ab. Für ein fest vorgegebenes K kann über die dimensionslose Kennzahl NTU die Verweilzeit τV bestimmt werden.Für den stationär betriebenen einseitig ideal vermischten Rührkessel wird in Übereinstimmung mit der rechten Bildhälfte in Abb.12 der Index 1 immer für den unvermischten Strom vergeben, unabhängig davon, ob der unvermischte Strom Heiz- oder Kühlmittel ist. Für die Temperatur des vermischten Stroms im Behälter gilt immer t2 = t2".Abb.12