Hauptdehnungen

Die Bestimmung der Hauptdehnungen erfolgt analog zur Bestimmung der Hauptspannungen (siehe Kapitel Hauptspannungen).

Tranformationsregeln 

Es gelten identische Transformationsregeln und Zusammenhänge, da beides Tensoren sind. Jeder beliebige Dehnungszustand in einem bestimmten Punkt eines festen Körpers lässt sich durch die Hauptdehnungen bestimmen, die jeweils an einem durch diesen Punkt gelegten Flächenelement angreifen.

Die Hauptdehnungen liegen in den Hauptdehnungsrichtungen und sind durch einen Winkel gegeben. Dieser ist durch folgende Gleichung beschrieben:

Die Hauptdehnungen haben die Form:

Invarianten der Hauptdehnungen

Es gelten auch die gleichen Zusammenhänge für die Invarianten der Hauptdehnungen wie bei den Hauptspannungen:

Die Invarianten besagen ganz einfach, dass die Summe der Dehnungen immer konstant bleibt!

Beispiel: Hauptdehnungen und Hauptrichtung

Es handelt sich hierbei um eine rechtwinklige Rosette, das bedeutet, dass hier ein neues -Koordinatensystem eingeführt werden kann. Man legt die -Achse auf den Messstreifen , das bedeutet die -Achse liegt dann auf dem Messstreifen (Achsen liegen im 90° Winkel zueinander). Das -Koordinatensystem wird also um (positiv, da gegen den Uhrzeigersinn) gedreht:

Bestimmung der Hauptdehnungen

Die Formel zur Berechnung der Hauptdehnungen lautet:

.

Folgende Dehnungen sind bereits gegeben:

.

Aus den Invarianten der Hauptdehnungen kann nun die Dehnung bestimmt werden:

bzw.

Auflösen nach :

Bevor nun mit der Berechnung begonnen werden kann, muss zunächst noch bestimmt werden. Hierzu werden die Formeln für die Dehnungen bei Koordinatentransformation herangezogen und nicht wie bei der 1. Invariante miteinander addiert, sondern voneinander subtrahiert (Gleichungen siehe Abschnitt Transformation der Verzerrungskomponenten):

Subtraktion der beiden Gleichungen:

Auflösen nach :

Da sich das -Koordinatensystem mit den Dehnungen und um 45° gedreht zum -Koordinatensystem mit den Dehnungen und ergibt, muss hier der Winkel eingesetzt werden.

Es gilt:

Es verbleibt dann der folgende Zusammenhang:

Einsetzen der Werte:

Es können nun die Hauptdehnungen bestimmt werden:

Da die Dehnungen in Summe gleich bleiben müssen, gilt:

Bestimmung der Hauptrichtungen

Die Hauptrichtungen bestimmen sich mit der Formel:

.

Um herauszufinden, welche Hauptdehnung zu dieser Hauptrichtung gehört, verwendet man die Transformationsgleichungen:

Einsetzen aller Werte:

Die ermittelte Hauptrichtung gehört zur Hauptdehnung . Da die Hauptrichtungen für und senkrecht zueinander liegen, ist die Hauptrichtung für :

.