Allgemeines

Die allgemeine Definition einer technischen Zeichnung habt ihr bereits kennengelernt:

Doch was bedeutet normgerecht, vollständig, eindeutig und verständlich?

Wenn ihr selbst technische Zeichnungen erstellen müsst, so dass entsprechende Bauteile, welcher Spezialrichtung auch immer gefertigt werden können, so müssen diese Zeichnungen alle Informationen enthalten, die die eindeutige und auch die vollständige Fertigung eines beliebigen Bauteils gewährleisten.

Es müssen also neben der Form und Gestalt die Bauteile eindeutig bemaßt werden. Außerdem sollten Hinweise gegeben werden, wie genau das Bauteil zu fertigen ist, welche Oberflächengüte erreicht werden muss oder welche Zusatzinformationen, wie z.B. Informationen zu den Bauteilkanten, zu erforderlichen Schweißnähten oder Form- und Lagebezügen erforderlich sind.

Bereits ein fehlender oder auch falscher Hinweis kann das auf Grundlage der technischen Zeichnung gefertigte Bauteil unbrauchbar machen. Wurde beispielsweise eine Toleranz nicht beachtet, kann es sein, dass das Bauteil beim Zusammenbau zu einer Baugruppe nicht mehr passt; wurde die Oberfläche zu rau gestaltet gleitet das Bauteil mit einer zu hohen Reibung.

Andererseits müsst ihr aber auch die euch vorgelegten technischen Zeichnungen „lesen“ können. Was will der Konstrukteur uns z.B. sagen, wenn eine Toleranz von H7 oder e8 gefordert wird oder ein Hinweis auf Rz63 gegeben wird. Müsst ihr ein Bauteil auf der Drehbank fertigen, sind solche Hinweise wichtig, um die richtigen Werkzeuge auszuwählen und z.B. zu entscheiden, ob die Oberfläche geschruppt werden kann oder geschlichtet werden muss.

All diese Hinweise müssen in den technischen Zeichnungen so eindeutig sein, dass man beim Lesen oder Nutzen keine Fehler machen kann.

Die Abbildung zeigt beispielsweise ein bemaßtes Bauteil mit einigen Zusatzinformationen. Sicherlich würden die wenigsten alle enthaltenen Informationen sofort eindeutig erkennen, um das Bauteil korrekt fertigen zu können.

Was in einer technischen Zeichnung inhaltlich enthalten sein sollte bzw. muss, welche Projektionen zu nutzen sind und wie die technische Zeichnung grundsätzlich auszusehen hat wurde bereits in einem allgemeingültigen Kurs beschrieben.

Im vorliegenden Kurs sollen nun spezielle Hinweise zur Nutzung von technischen Darstellungen bei maschinenbautechnischen Zeichnungen gegeben werden.  Im Maschinenbau gibt es gravierende Unterschiede sowohl bei den Arten von technischen Zeichnungen als auch bei der Darstellung der zusätzlichen Hinweise.

So muss z.B. in einer Einzelteilzeichnung jede Kante eindeutig bemaßt werden, in einer Baugruppenzeichnung ist dies nicht notwendig; die Oberflächengüte wird im Maschinenbau ganz anders gekennzeichnet als z.B. bei einer Geschosszeichnung im Bau.

Ich möchte euch dabei auf relativ einfache, aber trotzdem eindeutige Art die gesamte Problematik von technischen Zeichnungen im Maschinenbau nahebringen.

Dabei werde ich bei den erforderlichen Hinweisen nicht nur die Symbolik in den Zeichnungen erläutern, sondern auch das notwendige Fachwissen versuchen zu vermitteln, um diese Symbolik verstehen zu können.

Leider wird in der Ausbildung oftmals stillschweigend vorausgesetzt, dass ihr alle Symbole und Hinweise bereits kennt und berücksichtigt, doch das erforderliche Backgroundwissen wird nirgends beschrieben; es wird schlichtweg vorausgesetzt.

Die vielfältigen Hinweise, die in diesem Kurs folgen werden, könnt ihr gern auch „Nachschlagwerk“ für die tägliche Arbeit nutzen.

Noch viel tiefgründiger sind aber auch Informationen sowie spezielle Kennwerte, auf die hier generell verzichtet wurde, in den folgenden Fachbüchern zu finden:

• Hoischen, Fritz, Technisches Zeichnen – Grundlagen, Normen, Beispiele – Darstellende Geometrie, Cornelson Verlag Berlin
• Tabellenbuch Metall, Europa-Lehrmittel Verlag Haan-Gruiten