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Grundlagen der technischen Kommunikation - Grundlagen der orthogonalen Darstellung im Bau und im Maschinenbau

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Grundlagen der technischen Kommunikation

Grundlagen der orthogonalen Darstellung im Bau und im Maschinenbau

Technische Zeichnungen sollten mit möglichst wenig Ansichten, aber vollständig gezeichnet werden, damit sie möglichst leicht zu lesen sind und es nicht zu Missverständnissen führt.

Als Vorder-/ Hauptansicht sollte dabei möglichst die Fläche gewählt werden, die die meisten Informationen über Abmessungen und Formen hergibt.

Die Lage von weiteren Ansichten hängt von der gewählten Projektionsmethode ab, die im Folgenden erläutert werden soll. Sollte nicht nach diesen Projektionsmethoden gefertigt werden, muss dies zwingend im Schriftfeld der Zeichnung vermerkt werden.

Projektionsmethode 1

Die Projektionsmethode 1 ist eine orthogonale Darstellung, bei der der darzustellende Gegenstand zwischen dem Beobachter und den Koordinatenebenen zu liegen scheint, auf die der Gegenstand rechtwinklig projiziert wird.

Die bedeutet z.B., dass bei der Ansicht von links der Betrachter von links auf das Bauteil schaut und diese Ansicht rechts neben der Hauptansicht abgelegt wird.

Die Ansichten bei Projektionsmethode 1 werden wie in (Abb. 5.20)  gezeigt dargestellt. Beachten Sie dabei bitte die angegebenen Farben, die je Fläche am Bauteil und der erzeugten Ansicht identisch sind.

Projektionsmethode 1

Merke

Die auch als Europäische Projektion bekannte Projektion nach Projektionsmethode 1 wird im europäischen Wirtschaftsraum als grundlegende Projektionsart in technischen Zeichnungen genutzt. In Fachtexten sowie vielen CAD-Anwendungen ist sie auch als First Angle Projection bekannt.

Die Anordnung der einzelnen Ansichten bei Projektionsmethode 1 ist ebenfalls genormt vorgegeben.

Als Haupt- oder Vorderansicht sollte dabei eine Ansicht gewählt werden, und zwar möglichst die mit der intensivsten Flächengestaltung. Aufbauend auf der gewählten Vorderansicht werden die anderen möglichen Ansichten wie folgt zusammengestellt:

Anordnung Projektionsmethode 1

Expertentipp

Die Projektionsmethode 1 ist die im europäischen Wirtschaftssektor grundlegende Darstellungsart der rechtwinkligen Parallelprojektion.

Dabei gilt bei der Arbeit prinzipiell der Grundsatz:

Es sind stets

  • so viele Ansichten wie nötig und
  • so wenig Ansichten wie möglich

bei einer Parallelprojektion zu erstellen.

Der Satz:

„So viele Ansichten wie nötig, so wenig Ansichten wie möglich!“

bedeutet, dass nur so viele Ansichten notwendig sind wie für eine umfassende Darstellung eines Bauteiles oder eines Bauwerkes erforderlich sind. In den wenigsten Fällen werden dabei mehr als 3 Ansichten benötigt.

Deshalb spricht man bei dieser speziellen Mehrtafelprojektion auch oft nur von einer so genannten Dreitafelprojektion, oftmals auch nur Tafelprojektion genannt.

Im Maschinenbau geht man dabei von der Annahme aus, dass nur Ansichten sinnvoll sind, die zur Darstellung eine Bemaßung enthalten; Ansichten ohne notwendige Bemaßung gelten somit als überflüssig.

Für das Bauwesen gilt eine solche Festlegung weniger, da hier mitunter mehr Ansichten erforderlich sind, da die Ansichten an sich Unterschiede aufweisen (wie z.B. die unterschiedliche Gestaltung und Anordnung von Türen und Fenstern in einem Gebäude).

Trotzdem wird die Projektionsmethode 1 im Bauwesen als Dreitafelprojektion ebenfalls als die grundlegende Projektionsart genutzt.

Systematische Entwicklung der Ansichten

Projektionsmethode 3

Die Projektionsmethode 3 ist ebenfalls eine orthogonale Darstellung, bei der der darzustellende Gegenstand jedoch vom Betrachter aus gesehen hinter den Koordinatenebenen zu liegen scheint, auf die er rechtwinklig projiziert ist.

Merke

Die auch als amerikanische Projektion bekannte Projektion nach Projektionsmethode 3 ist sowohl in den USA als auch in Australien vorherrschend. In Fachtexten sowie vielen CAD-Anwendungen ist sie auch als Third Angle Projection bekannt.

Die Darstellungen der einzelnen Ansichten werden dabei wie „andersherum“ gegenüber der Projektionsmethode 1 erzeugt.

Projektionsmethode 3

Die entsprechende Anordnung der einzelnen Ansichten wird wie folgt beschrieben:

Anordnung Projektionsmethode 3

Expertentipp

Diese als amerikanische Projektion bezeichnete Darstellung ist häufig in den unterschiedlichsten CAD-Produkten grundeingestellt, da diese Programme häufig in Amerika entwickelt wurden. Bitte prüfen Sie deshalb beim automatisierten Erstellen von technischen Zeichnungen mittels CAD stets, ob die jeweils geforderte Projektionsmethode eingerichtet wurde, damit keine fehlerhaften Zeichnungen entstehen.

Pfeilmethode

Wenn es vorteilhaft ist, die Ansichten nicht entsprechend den strengen Mustern der Projektionsmethoden 1 oder 3 zu zeichnen, erlaubt die DIN 5456‑2 auch die Anwendung der sogenannten Pfeilmethode. Dies bedeutet, dass die unterschiedlichen Ansichten auch unabhängig voneinander angeordnet werden können.

Merke

Bei der Pfeilmethode wird mit Ausnahme der Hauptansicht jede darzustellende Ansicht durch Buchstaben gekennzeichnet. Ein Buchstabe gibt in der Hauptansicht die Betrachtungsrichtung der Ansichten an, die durch den entsprechenden Großbuchstaben gekennzeichnet sind.

Die gekennzeichneten Ansichten dürfen dabei unabhängig von der Hauptansicht angeordnet sein.

Pfeilmethode

Expertentipp

Die Pfeilmethode wird in der Praxis von vielen Konstrukteuren oder Architekten nicht gern gesehen und sollte deshalb nur genutzt werden, wenn noch eine zusätzliche Ansicht zwecks verbesserter Darstellung erforderlich ist.

Zusammenfassende Bemerkungen

Merke

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Projektionsmethode 1 grundsätzlich vorrangig im europäischen Wirtschaftsraum angewandt werden sollte, wobei sie insbesondere bei zusätzlichen Ansichten oder aus Gründen fehlenden Platzes durch die Pfeilmethode ergänzt werden kann.

Ein Hinweis auf die Darstellungsart sollte in oder über dem Schriftfeld bei den Projektionsmethoden 1 und 3 dargestellt erfolgen.

Bei der Pfeilmethode ist kein zusätzlicher Hinweis notwendig.

Wahl Projektionsmethode
Abb.5.27