Da sich viele nicht so richtig vorstellen können wie man mit dem oktametrischen System ein Bauwerk und somit eine darauf aufbauende technische Zeichnung entwickelt, die sich am oktametrischen System orientiert, möchte ich hier ein kleines Beispiel erläutern:
Stellt euch folgenden kleinen Grundriss vor, in dem bereits einige Maße eingetragen sind, die sich jedoch nicht am oktametrischen System orientieren:
Ziel soll es nun sein diese kleine Zeichnung oktametrisch aufzubereiten:
Beim oktametrischen Maßsystem sind die Wandmaße entsprechend der
- Formel (3.1) → $A = x \cdot 12,5 - 1$ für Außenmaße,
- Formel (3.2) → $Ö = x \cdot 12,5 + 1$ für Öffnungsmaße und
- Formel (3.3) → $V = x \cdot 12,5 $ für Vorsprungmaße
anzupassen.
Dabei muss folgendes berücksichtigt werden:
- Tür- und Fensteröffnungen sind Öffnungsmaße → nach (3.2) können diese Maße für Öffnungen realisiert werden: 88,5cm, 101cm oder auch 113,5cm bzw. 126cm.
- Die Wandbreiten sind in der Regel vorgegeben – da eine Wand jedoch ebenfalls wie ein Außenmaß betrachtet werden kann, sind nach Formel (3.1) folgende Wandbreiten möglich: 11,5cm 24cm, 36,5cm. Wenn ihr euch bei den Wandbreiten bereits etwas auskennt, werden ihr diese Werte sicherlich bereits einmal gesehen haben.
- Die restlichen Wandabschnitte sowie die Außenmaße sind entweder als Außenmaße, Öffnungen oder auch als Vorsprünge zu ermitteln:
- linke Wand bis Fenster (Vorsprung) → 75cm
- Wandstück zwischen Fenster und Tür (Außenwand) → 1,125m
- Wandstück rechte Wand → Tür (Vorsprung) à 24cm
- Außenwand (Außenmaß) → 4,99m bzw. 3,99m
- Wandstücken links (Öffnungsmaße) → 1,76m bzw. 1,51m
Das Ergebnis sollte wie folgt aussehen; dabei wurden alle Maße nach dem oktametrischen System angepasst:
Ihr seht, dass Abb.20 auf Grund dieser längenmäßigen Anpassungen tatsächlich wesentlich mehr einer Bauzeichnung entspricht wie z.B. Abb.19.
Da hier alle Maße oktametrisch aufbereitet wurden, ergänzen diese sich auch ausgezeichnet. Wenn ihr also ein Außenmaß von 3,99m habt, so berechnet sich das Innenmaß nach Abzug zweier 24er Wände mit 3,51m. Eine weitere Zwischenwand mit 11,5cm Breite ändert an diesen beiden Maßen nichts, die Zwischenwand muss nur so positioniert werden, dass beide sich bildenden Räume entsprechende Öffnungslängen haben, die nach Formel (3.2) ermittelt wurden (z.B. 1,76m und 1,635m oder 1,51m und 1,885m).
Warum aber in der hier gezeigten Bemaßung neben Maßen in cm auch Maße in Meter in einer Maßkette dargestellt wurden, werden wir im nachfolgenden Abschnitt klären, bei dem ich die Bemaßung bei Bauzeichnungen etwas näher betrachten möchte.