ZU DEN KURSEN!

Thermodynamik - Spezielle Zustandsänderungen mit idealem Gas

Kursangebot | Thermodynamik | Spezielle Zustandsänderungen mit idealem Gas

Thermodynamik

Spezielle Zustandsänderungen mit idealem Gas

Schon aus dem Physikunterricht an der Schule sind Dir Gasgesetze bekannt, die man gut aus der Grundgleichung für ideale Gase ableiten kann. Dazu betrachten wir noch einmal:

 $$ \frac{p_1 \cdot V_1}{T_1} = \frac{p_2 \cdot V_2}{T_2}$$

Bleibt eine Zustandsgröße konstant, zum Beispiel der Druck, erhalten wir Aussagen, in welchen Beziehungen dann die Temperaturen eines Gases zu den Volumina stehen. Der französische Chemiker Gay-Lussac hat das Verhalten von Gasen bei konstantem Druck und bei konstantem Volumen untersucht.

Gay-Lussac´sches Gesetz für isobare Zustandsänderungen (p = konstant):

$$ \frac{V}{T} =konstant \rightarrow \frac{V_1}{T_1} = \frac{V_2}{T_2}$$

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$\frac{T_1}{T_2} = \frac{V_1}{V_2} = \frac{\nu_1}{\nu_2} = \frac{\rho_2}{\rho_1}$$

Die thermodynamischen Temperaturen verhalten sich bei konstantem Druck direkt proportional zu den Volumina und indirekt proportional zu den Dichten.

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Berechnung der Dichte von Helium

Die Dichte von Helium sei bei 0 °C und einem Druck von 1,01325 bar mit 0,17859 kg/m³ gegeben. Welche Dichte besitzt Helium bei gleichem Druck und 50 °C?

Gegeben:
$\begin{align} p_1 & = p_2 = 1,01325 bar
\\ t_1 & = 0 °C
\\ t_2 & = 50 °C
\\ r_1 & = 0,17859 \frac{kg}{m^3} \end{align}$

Hinweise für die Lösung:
Hier handelt es sich um eine isobare Zustandsänderung. Es können die Gleichungen von Gay-Lussac für konstanten Druck angewendet werden. Die Temperaturen in den Formeln von Gay-Lussac dürfen korrespondierend der Grundgleichung für ideales Gas nur als absolute thermodynamische Temperaturen verwendet werden.

Lösung:
$T_1 = 273,15K; \;\;T_2 = 323,15 K$

$\rho_2 = \rho_1 \cdot \frac{T_1}{T_2} = 0,17859 \frac{kg}{m^3} \cdot \frac{273,15K}{323,15 K} = 0,15096 \frac{kg}{m^3} $

Gay-Lussac´sches Gesetz für isochore Zustandsänderungen (V = konstant oder ν = konstant):

$$ \frac{p}{T}= \text{konstant} \rightarrow \frac{p_1}{T_1}=\frac{p_2}{T_2} $$

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$ \frac{T_1}{T_2} = \frac{p_1}{p_2}$$

Bei konstanten Volumen verhalten sich die thermodynamischen Temperaturen direkt proportional zu den Drücken.

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Isochore Druckerhöhung in einer Gasflasche

Eine Sauerstoffflasche stehe unter einen Druck von 25 bar und der in ihr enthaltene Sauerstoff weise eine Temperatur von 20 °C auf. Durch intensive Sonneneinstrahlung erhöhe sich die Temperatur auf 23 °C. Welcher Druck herrscht dann in der Flasche? Die Ausdehnung der Flasche durch die Temperaturerhöhung kann vernachlässigt werden.

Gegeben:
T1 = 293,15 K (20 °C)
T2 = 296,15 K (23 °C)
p1 = 25 bar

Hinweise für die Lösung:
Wir betrachten hier einen isochoren Vorgang, weil das Volumen durch die starren Wände der Gasflasche konstant gehalten wird. Die gegebenen Celsiustemperaturen sind wieder in die absoluten thermodynamischen Temperaturen umzurechnen.

Lösung:
$ p_2 = p_1 \cdot \frac{T_2}{T_1} = 25bar \cdot \frac{296,15K}{293,15K} = 25,256bar$

Schon weit vor der Herleitung der Grundgleichung für ideales Gas hatte 1662 der englische Chemiker Boyle und 1676 unabhängig von ihm der französische Physiker Mariotte erkannt, dass für Gase bei konstanter Temperatur das Produkt aus Druck und Volumen konstant bleibt.

Boyle-Mariotte´sches Gesetz für isotherme Zustandsänderungen (T = konstant):

$p \cdot V =konstant \rightarrow p_1 V_1 = p_2 V_2 $ und daraus für isotherme Zustandsänderungen

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$ \frac{p_2}{p_1} = \frac{V_1}{V_2} = \frac{\nu_1}{\nu_2} = \frac{\rho_2}{\rho_1}$$

Bei konstanten Temperaturen verhalten sich die Drücke umgekehrt proportional zu den Volumina und direkt proportional zu den Dichten.

In einigen Schulbüchern finden Sie als Beispiel für eine mögliche Anwendung dieses Gesetzes etwa folgende Aufgabe, die wie wir gleich sehen werden, etwas unglücklich gewählt ist.

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Isotherme Gasentnahme aus einer Gasflasche

Eine Gasflasche mit dem Rauminhalt von 10 Litern enthalte Sauerstoff unter einem Druck von 40 bar. Wie viel Sauerstoff kann der Flasche entnommen werden, wenn der Umgebungsdruck 1 bar beträgt?

Gegeben:
V1 = 10 dm3
p1 = 40 bar
p2 = 1 bar

Hinweise für die Lösung:
Zumeist wird unterstellt, dass der Sauerstoff in der Flasche die gleiche Temperatur aufweise, wie die Umgebung und sich die Temperatur durch den Entnahmevorgang nicht ändere. Dies ist jedoch nur unter weiteren (realitätsfernen) Einschränkungen möglich. Wenn Sie einen Fahrradreifen sportlich schnell aufpumpen und danach das Ventil berühren, stellen Sie fest, dass es sich spürbar erwärmt hat. Umgekehrt, wenn Sie das Ventil öffnen und die Luft aus dem Reifen entweicht, kühlt sich das Ventil merkbar ab. Weder beim Aufpumpen noch beim Herauslassen der Luft aus dem Reifen bleibt die Temperatur konstant. Insofern ist eine wichtige Voraussetzung für die Anwendung dieses Gesetzes praktisch gar nicht gegeben. Wir können uns nur aus der Affäre ziehen, in dem wir zusätzlich fordern, die Sauerstoffentnahme aus der Flasche solle „unendlich langsam“ erfolgen. Dies würde praktisch bedeuten, man entnimmt 1 cm³ Sauerstoff, schließe danach das Ventil und warte anschließend auf den Temperaturausgleich mit der Umgebung. Dies müsste man dann solange wiederholen, bis der Druck in der Flasche auf 1 bar abgesunken ist. Nachfolgend unterstellen wir, diese zusätzliche Voraussetzung sei erfüllt!

Lösung:

Unter dem Druck von 1 bar nimmt der Sauerstoff folgendes Volumen ein:

$ V_2 = \frac{p_1}{p_2} \cdot V_1 = \frac{40bar}{1bar} \cdot 10dm^3 = 400dm^3$

Manche halten das schon für die Lösung, ohne zu bedenken, dass die Flasche am Ende des Entnahmevorgangs noch mit Sauerstoff unter einem Druck von 1 bar gefüllt ist. Entnommen werden kann der Flasche nur das Volumen V2 abzüglich des Eigenvolumens V1.

$ V_{Entnahme} = V_2 - V_1 = 400dm^3 - 10dm^3 = 390dm^3 $

Isotherme Zustandsänderungen laufen wegen der Trägheit des Wärmetransports langsam ab (im Extremfall: unendlich langsam). Um Zustandsänderungen, die sehr schnell ablaufen (im Extremfall: unendlich schnell), beschreiben zu können, ist davon auszugehen, dass dabei keine Wärme über die Systemgrenze transportiert werden kann, also bei dieser Zustandsänderung die Wärme konstant gehalten wird. Zustandsgleichungen für spezielle Zustandsänderungen wurden bisher immer so abgeleitet, dass jeweils eine Zustandsgröße als konstant betrachtet wurde. Die Wärme ist allerdings eine Prozessgröße und passt von daher nicht in dieses Schema. Diesen Schönheitsfehler beseitigt man, in dem eine der Prozessgröße Wärme zugeordnete Zustandsgröße definiert wird. Zustandsgrößen zeichnen sich ja dadurch aus, dass Zustandsänderungen allein durch Anfangs- und Endzustand beschrieben werden können, egal auf welchem Weg der Endzustand erreicht wurde. Mathematisch sind solche Größen vollständige Differentiale. Du erinnerst Dich sicherlich an Deine Mathematikausbildung, in der die Funktion $z = z (x, y)$ und in diesem Zusammenhang das vollständige (mathematisch auch das totale) Differential $dz = (\frac{ \partial z}{ \partial x}) \cdot dx + (\frac{ \partial z}{ \partial y})\cdot dy$ behandelt wurde. Der Wert für dz wird erreicht, unabhängig davon, ob zuerst dx und dann dy durchlaufen wurde oder umgekehrt.

Prozessgrößen sind Größen, bei denen das nicht der Fall ist. Hier liegen dann mathematisch unvollständige Differentiale vor. Die Mathematik kennt aber ein Verfahren, mit dem ein unvollständiges in ein vollständiges Differential überführt werden kann. Dazu benötigt man einen speziellen Faktor (integrierender Nenner, Euler´scher Multiplikator). Wir überführen das unvollständige Differential für die Wärme dQ in ein vollständiges Differential, in dem wir das unvollständige Differential mit dem Faktor $\frac{1}{T}$ multiplizieren. Die so gewonnene Zustandsgröße nennt man Entropie S.

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$S = \frac{Q}{T} \;\;\; [S]=1 \frac{J}{K} \;\;\;$ oder massenbezogen $\;\;\; s= \frac{\frac{Q}{m}}{T} = \frac{q}{T} \;\;\; [s]= 1 \frac{J}{kg \; K}$

$dS = \frac{dQ}{T}$

Leider hat dieser abstrakte Begriff Entropie in der Welt der Wissenschaft mehrere, völlig verschiedene Sachverhalte bezeichnende Bedeutungen, was oft verwirrend wirkt. Auf diese Dinge gehen wir noch bei der Behandlung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik näher ein. Hier sollten Sie sich nur zwei Dinge einprägen:

Merke

Hier klicken zum Ausklappen

Die Entropie S ist eine so genannte kalorische Zustandsgröße eines thermodynamischen Systems, die auf den energetischen Zustand des Systems Bezug nimmt.

Für Zustandsänderungen, bei denen keine Wärme über die Systemgrenze tritt, gilt dQ = 0 und mithin d= 0. Das bedeutet: Die Entropie S bleibt bei der Zustandsänderung konstant. Eine solche Zustandsänderung nennen wir isentrop.

Für isentrope Zustandsänderungen kann die Zustandsgleichung p·Vk = konstant hergeleitet werden.

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$ p \cdot V^k = kosntant $$

Der dabei auftauchende Exponent $\kappa$  heißt Isentropenexponent und ergibt sich aus der Herleitung als Quotient von spezifischer Wärmekapazität für konstanten Druck und spezifischer Wärmekapazität für konstantes Volumen:

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$\kappa = \frac{c_p}{c_V} $$

κ ist dimensionslos!

Die kinetische Gastheorie ermöglicht die Berechnung des Isentropenexponenten in Abhängigkeit vom Aufbau der Teilchen in einem Gas, das sich wie ein ideales Gas verhält,  als konstanten Wert. Dazu sollten Sie sich einprägen:

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

Methode: 

$\kappa = \frac{5}{3} $ ≈ 1,667   einatomiges Gas (alle Edelgase wie Helium, Argon, Krypton) 

$\kappa = \frac{7}{5} $ = 1,400   zweiatomige Gase (Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenmonoxid) 

$\kappa = \frac{9}{7} $ ≈ 1,286   dreiatomige Gase (Kohlendioxid (1,30), Schwefeldioxid (1,29)) 

$\kappa = \frac{4}{3} $ ≈ 1,333   dreiatomige Gase (Lachgas = Distickstoffmonoxid (1,31))

Wie die spezifische Wärmekapazität ist auch der Isentropenexponent eine temperaturabhängige Stoffeigenschaft, die experimentell bestimmt werden kann. Mit steigender Temperatur nimmt der Isentropenexponent von Gasen ab. Wir verwenden im Weiteren aber nur die konstanten Werte, die aus Überlegungen der kinetischen Gastheorie folgen. Bitte präge Dir die Höhe des Isentropenexponenten für ein- und zweiatomige Gase fest ein!

Hinweis

Hier klicken zum Ausklappen

Bei einer isentropen Zustandsänderung kann über eine adiabate Systemgrenze jedoch ein Transfer von Arbeit erfolgen, zum Beispiel durch einen beweglichen Kolben im Zylinder, so dass sich die innere Energie des Systems ändert und im Unterschied zur isothermen Zustandsänderung damit auch zwangsläufig seine Temperatur. Eine isentrope Zustandsänderung ist per definitionem immer reversibel, da ein Auftreten von Dissipation (Reibungswärme) nicht zur Vereinbarung dQ = 0 passt.

Reale Vorgänge mit vernachlässigbarem Anteil an Reibung können in guter Näherung durch eine isentrope Zustandsänderung beschrieben werden, wenn

  • sie in einem sehr gut wärmeisolierten Behälter stattfinden (z. B. chemische Reaktion im Dewargefäß)
  • sie extrem schnell verlaufen, so dass es wegen der Trägheit des Wärmetransports zu keinem nennenswerten Wärmeaustausch mit der Umgebung kommt (z. B. Kolbenbewegung im Zylinder eines Verbrennungsmotors oder Schallausbreitung)
  • das Volumen des Systems sehr groß ist, so dass Wärmeströme an seinem Rand praktisch keine Rolle spielen (z. B. Wolkenbildung bei thermisch aufsteigenden Luftmassen)

Aus der Zustandsgleichung p · Vk = konstant können folgende Gleichungen abgeleitet werden:

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$ \frac{p_1}{p_2} = \Bigg( \frac{V_2}{V_1} \Bigg)^{\kappa}= \Bigg( \frac{\nu_2}{\nu_1} \Bigg)^{\kappa}= \Bigg( \frac{\rho_1}{\rho_2} \Bigg)^{\kappa} $$

Dazu ergänzend können mit $ \frac{p_1 \cdot V_1}{T_1} = \frac{p_2 \cdot V_2}{T_2}$ oder $\frac{p_1}{p_2} = \frac{V_2}{V_1} \cdot \frac{T_1}{T_2}$ hergeleitet werden:

$ \frac{p_1}{p_2} = \Bigg( \frac{T_1}{T_2} \Bigg)^{\frac{\kappa}{\kappa -1}} \;\;\; $ sowie $\;\;\;  \frac{T_1}{T_2} = \Bigg( \frac{V_2}{V_1} \Bigg)^{\kappa -1} = \Bigg( \frac{\nu_2}{\nu_1} \Bigg)^{\kappa -1}= \Bigg( \frac{\rho_1}{\rho_2} \Bigg)^{\kappa -1} $

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Nutzarbeit an der Kolbenstange

1 dm3 Luft mit einer gegebenen Gaskonstante von 287 $\frac{J}{(kg \; K)}$ werde von Umgebungsdruck 1040 mbar und 30 °C in einem Zylinder mit gasdicht eingepasstem Kolben reibungsfrei mit extrem hoher Geschwindigkeit auf 4,45 MPa verdichtet.

  1. Welche Temperatur in °C erreicht die verdichtete Luft?
  2. Welchen Wert erreicht das Verdichtungsverhältnis $\epsilon = \frac{V_{max}}{V_{min}}$?
  3. Welche Nutzarbeit in Nm muss an der Kolbenstange verrichtet werden?

Gegeben:
V1 = Vmax = 1000 cm3
p1 = pamb = 1,04 bar
p2 = 44,5 bar
T1 = 303,15 K
RL = 287 $\frac{J}{(kg \; K)}$

Hinweise für die Lösung:

  1. Die Zustandsgleichungen erfordern eine Überführung der Celsiustemperaturen in thermodynamische Temperaturen.
  2. Es handelt sich um eine isentrope Zustandsänderung (reibungsfrei, sehr hohe Geschwindigkeit).
  3. Luft besteht zum absolut überwiegenden Teil aus den zweiatomigen Gasen Stickstoff und Sauerstoff. Für den Isentropenexponenten kann angesetzt werden: 
    κ = 1,4.

Lösung:

  1. gesuchte Verdichtungsendtemperatur
    $T_2 = T_1 \cdot \Bigg( \frac{p_2}{p_1} \Bigg)^{\frac{\kappa -1}{\kappa}} = 303,15K \cdot \Bigg( \frac{44,5bar}{1,04bar} \Bigg)^{\frac{0,4}{1,4}} = 886,65 K \;\;\; t_2 = 613,15°C$

  2. Verdichtungsverhältnis
    $ V_2 = V_{min} = V_1 \cdot \Bigg( \frac{p_1}{p_2} \Bigg)^{\frac{1}{\kappa}} = 1000cm^3 \cdot \Bigg( \frac{1,04bar}{44,5bar} \Bigg)^{\frac{1}{1,4}} = 68,354cm^3$

    $\epsilon = \frac{V_{max}}{V_{min}} = \frac{1000cm^3}{68,354cm^3} = 14,63$

  3. Nutzarbeit an der Kolbenstange bei isentroper Kompression
    $W_{N,12} = - \int \limits_{1}^{2} p(V) \cdot dV + p_{amp}(V_2 - V_1)$

    $p \cdot V^{\kappa} = p_1 \cdot V_1^{\kappa} \;\;\; p(V)= p_1 \cdot \frac{V_1^{\kappa}}{V^{\kappa}}$

    $\begin{align} - \int \limits_{1}^{2} p(V) \cdot dV & = -p_1 \cdot V_1^{\kappa} \int \limits_{1}^{2}V^{- \kappa}dV
    \\ & = - \frac{1}{1 \kappa} \cdot p_1 \cdot V_1^{\kappa} \cdot (V_2^{1 - \kappa} - V_1^{1 - \kappa})
    \\ & = + \frac{1}{\kappa -1} \cdot p_1 \cdot V_1^{\kappa} \cdot V_1^{1 - \kappa} \cdot \Bigg( \frac{V_2^{1- \kappa}}{V_1^{1- \kappa}} -1 \Bigg)
    \\
    \\- \int \limits_{1}^{2} p(V) \cdot dV & = \frac{1}{\kappa -1} \cdot p_1 \cdot V_1 \cdot \Bigg( \frac{V_1^{\kappa -1}}{V_2^{\kappa -1}} -1 \Bigg)
    \end{align}$

    $\begin{align} W_{N,12} & = \frac{p_1 \cdot V_1}{\kappa -1} \cdot \Bigg( \Bigg( \frac{V_1}{V_2} \Bigg)^{\kappa -1}-1 \Bigg) + p_{amb}(V_2 - V_1)
    \\ W_{N,12} & = \frac{1,04 \cdot 10^5 \frac{N}{m^2} \cdot 0,001 m^3}{0,4} \cdot \Bigg( \Bigg( \frac{1000cm^3}{68,354cm^3} \Bigg)^{0,4}-1 \Bigg)
    \\ & + 1,04 \cdot 10^5 \frac{N}{m^2} \cdot (68,354 - 1000) \cdot 10^{-6}m^3
    \\ W_{N,12} & = 400,445 Nm - 96,891 Nm = 403,554Nm \end{align}$

Wenn eine Zustandsänderung nicht als isobar, isochor, isotherm oder als isentrop klassifiziert werden kann, hilft man sich mit einem umfassenderen Ansatz: p · Vn = konstant. Den Exponenten n nennt man Polytropenexponent (Polytrope = die Vielgestaltige).

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$p \cdot V^n = \text{konstant}$$

Die Gleichungen für bestimmte Werte von n kennen wir schon:

Merke

Hier klicken zum Ausklappen

n = 0 $p \cdot V^0 = p =$ konstant isobare Zustandsänderung

n = 1 $p \cdot V^1 = p \cdot V =$ konstant isotherme Zustandsänderung

n = κ $p \cdot V^{\kappa} =$ konstant isentrope Zustandsänderung

n $\infty$ $p \cdot V^{\infty} \rightarrow V =$ konstant isobare Zustandsänderung

In der Technik hat man es besonders häufig mit Zustandsänderungen zu tun, die von der Geschwindigkeit zwischen den beiden theoretischen Modellvorstellungen unendlich langsam und unendlich schnell liegen, also mit Polytropenexponenten im Bereich 1 ≤ ≤ κ.

Die Zustandsgleichungen für polytrop verlaufende Zustandsänderungen können über eine formale Ersetzung des Isentropenexponenten κ durch den Polytropenexponenten n abgeleitet werden.

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$\frac{p_1}{p_2} = \Bigg( \frac{V_2}{V_1} \Bigg)^{n}= \Bigg( \frac{\nu_2}{\nu_1} \Bigg)^{n}= \Bigg( \frac{\rho_1}{\rho_2} \Bigg)^{n}$

$\frac{p_1}{p_2} = \Bigg(\frac{T_1}{T_2} \Bigg)^{\frac{n}{n-1}}$

$\frac{T_1}{T_2} = \Bigg( \frac{\nu_2}{\nu_1} \Bigg)^{n-1}= \Bigg( \frac{\rho_1}{\rho_2} \Bigg)^{n-1}$

Der Polytropenexponent n ist oft eine zusätzlich unbekannte Größe, nach der die oben stehenden Gleichungen mit Hilfe der Logarithmenrechnung aufgelöst werden können. Je nachdem, welche paarweisen Zustandsgrößen bekannt sind, ergibt sich der Polytropenexponent aus

Methode

Hier klicken zum Ausklappen

$$ n = \frac{ln \frac{p_1}{p_2}}{ln\frac{\nu_2}{\nu_1}}=\frac{ln\frac{p_1}{p_2}}{ln\frac{p_1}{p_2} - ln\frac{T_1}{T_2}}=\frac{ln\frac{\nu_2}{\nu_1}+ln\frac{T_1}{T_2}}{ln\frac{\nu_2}{\nu_1}}$$

Der Polytropenexponent n  berücksichtigt einzeln oder kumulativ folgende Effekte:

  • nicht exakte Erfüllung der Voraussetzungen für isotherme, isochore, isobare oder isentrope Zustandsänderungen
  • Abweichungen vom Idealgasverhalten (reales Gas)
  • dissipative Effekte

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Verlauf einer polytropen Kompression

Nähere Informationen über die Art der Zustandsänderung bei der Verdichtung von Luft mit idealem Gasverhalten in einem Zylinder sollen über die Berechnung des Polytropenexponenten gewonnen werden. Der Ausgangszustand sei immer gleich und mit einem Druck von 0,1 MPa und einem Volumen von 0,01 m3 gegeben. Berechnen Sie jeweils den Polytropenexponenten für den Fall, dass

  1. im Endzustand ein Druck von 5 bar und ein Volumen von 2 dm3 erreicht werden,
  2. im Endzustand ein Druck von 500 kPa und ein Volumen von 2,7 Liter erreicht werden und
  3. folgender Verdichtungsverlauf gegeben ist
    V in dm3105,04,02,52,0
    p in bar 1,02,02,54,05,0

Gegeben:
Ausgangszustand:        V1 = 0,01 m3 = 10 dm3              p1 = 0,1 MPa = 1 bar
Endzustand:      

  1. V2 = 2 dm3                               p2 = 5 bar
  2. V2 = 2,7 Liter = 2,7 dm3            p2 = 500 kPa = 5 bar

  3. V in dm3105,04,02,52,0
    p in bar 1,02,02,54,05,0

Hinweise für die Lösung:
Für die Auflösung nach dem Exponenten in einer Formel müssen wir die Logarithmengesetze bemühen. Dabei ist es völlig gleichgültig, welche Basis man wählt. In unserem Beispiel sind jeweils Druck und Volumen im Ausgangszustand und im Endzustand gegeben. Für die Auflösung nach dem Polytropenexponenten in der Gleichung
$ \frac{p_1}{p_2}= \Bigg( \frac{V_2}{V_1} \Bigg)^n \rightarrow lg \frac{p_1}{p_2} = n \cdot lg \frac{V_2}{V_1} \;\;\;\;\; n = \frac{ lg \frac{p_1}{p_2}} {lg \frac{V_2}{V_1}}$ oder $n= \frac{lg \{ p_1 \} - lg \{ p_2 \} }{lg \{ V_2 \} - lg \{V_1 \}}$
ist man nicht zwangsweise an den logarithmus naturalis (ln) gebunden, der dekadische (lg) führt gleichsam zum Ziel. Wichtig ist hier allerdings zu berücksichtigen, dass ein Logarithmus nur für eine Zahl und nicht für eine physikalische Größe bestehend aus Zahl und Maßeinheit definiert ist. Man hat also darauf zu achten, den Logarithmus immer von einer dimensionslosen Größe zu bilden. Achten Sie darauf, dass Zähler und Nenner des Quotienten in gleicher Maßeinheit eingesetzt werden! Ansonsten entstehen ärgerliche Fehler durch Abspaltungen von Zehnerpotenzen durch Maßeinheiten!

Lösung:


  1. $ n = \frac{ln \frac{p_1}{p_2}}{ln\frac{V_2}{V_1}} = \frac{ln \frac{1bar}{5bar}}{ln\frac{2dm^3}{10dm^3}} =1$

    Das hier erzielte Ergebnis legt nahe, dass es sich um eine isotherme Zustandsänderung handeln könnte. Tatsächlich folgt aus den Daten für Anfangs- und Endzustand:  $ p_1 \cdot V_1 = p_2 \cdot V_2 = kostant $ wie für die isotherme Zustandsänderung. Ein sicherer Schluss kann aber erst gezogen werden, wenn Zwischenzustände dies belegen. Denken Sie bitte an die Beispielaufgabe zur Berechnung der Volumenänderungsarbeit. Dort haben wir die Verdichtung in einem Zylinder untersucht mit gleichen Anfangs- und Endzustand bei einem linearen Anstieg des Druckes mit abnehmendem Volumen. Ein solcher Zustandsverlauf ist mitnichten ein isothermer!!


  2. $ n = \frac{ln \frac{p_1}{p_2}}{ln\frac{V_2}{V_1}} = \frac{ln \frac{1bar}{5bar}}{ln \frac{2,7dm^3}{10dm^3}} = \frac {ln 0,2}{ln 0,27} = \frac{-1,609437912}{- 1,30933332} = 1,229$
    oder mit dem dekadischen Logarithmus
    $ n = \frac{ln \frac{p_1}{p_2}}{lg \frac{V_2}{V_1}} = \frac{ln \frac{1bar}{5bar}}{lg\frac{2,7dm^3}{10dm^3}} = \frac{lg 0,2}{lg 0,27} = \frac{-0,698970004}{- 0,568636235} = 1,229 $
    Bei Luft ist wegen der zweiatomigen Hauptbestandteile Stickstoff und Sauerstoff von einem Isentropenexponenten κ = 1,4 auszugehen. Der Polytropenexponent n liegt also zwischen den beiden Grenzfällen isotherm n = 1 und isentrop n = 1,4. Ohne weitere Informationen (etwa zur Wärmedurchlässigkeit der Systemgrenzen, dem Auftreten von Reibung usw.) können wir aber die dieser polytropen Zustandsänderung zu Grunde liegenden Sachverhalte nicht weiter eingrenzen.

  3. Hier sind nicht nur Anfangs- und Endzustand zu betrachten, sondern ein ganzer Zustandsverlauf. Unterstellt die gegebenen Zustandskoordinaten sind Messpunkte, kann man für den Zustandsverlauf eine Ausgleichsfunktion suchen.

    p·Vn = konstant ist äquivalent zu der mathematischen Funktion p = C · V–n mit der Konstante C. Durch Logarithmieren kann mit lnp = lnC – n · lnV die Ausgleichsrechnung für eine lineare Funktion über den Ansatz y = a0 + a1 · x mit folgenden Entsprechungen verwendet werden:
    $ lnp \rightarrow y \;\;\;\;\;\;\;\;\;\; lnC \rightarrow a_0 \;\;\;\;\;\;\;\;\;\; lnV \rightarrow x \;\;\;\;\;\;\;\;\;\; –n \rightarrow a_1 $
    Die Ausgleichsgerade y = a0 + a1 · x aus k Messpunkten wird für einen linearen Zusammenhang wie folgt berechnet:

    $$ a_1 = \frac{k \cdot \sum \limits_{i=1}^{k}x_i \cdot y_i -\Bigg( \sum \limits_{i=1}^{k} x_i \Bigg) \cdot \Bigg( \sum \limits_{i=1}^{k} y_i \Bigg)}{k \cdot \sum \limits_{i=1}^{k} x_{i}^{2} - \Bigg( k \cdot \sum \limits_{i=1}^{k} x_i \Bigg)^2}$$ und $$a_0 = \frac{1}{k} \cdot \Bigg( \sum \limits_{i=1}^{k} y_i - a_1 \cdot \sum \limits_{i=1}^{k}x_i\Bigg) $$

    Für die Belange in diesem Beispiel können wir uns auf die Berechnung des Regressionskoeffizienten a1 beschränken. Die für die Formelauswertung benötigten Terme fassen in einer Übersicht zusammen:


    i{V}{p}x = ln(V)x2y = ln(p)x · y
    1101,02,3025850935,30189811100
    252,01,6094379122,5902903930,6931471801,11557735
    342,51,3862943611,9218120550,9162907311,270248673
    42,54,00,9162907310,8395887031,3862943611,270248673
    52,05,00,6931471800,4804530131,6094379121,11557735
      6,90775527711,134042284,6051701844,771652046

    $\begin{align} a_1 & = \frac{5 \cdot 4,771652046 - 6,907755277 \cdot 4,605170184}{5 \cdot 11,13404228 - 47,71708297}
    \\ & = -0,9999999999997 ≈ 1 \rightarrow n=1 \end{align}$

    Hier handelt es sich tatsächlich um eine isotherme Zustandsänderung. Die Zahlenwerte für das Produkt p · V ergeben für jeden Messpunkt auch den konstanten Wert 10.