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Das Verfahren der RSU-Analyse funktioniert wie die ABC-Analyse. Anstatt jedoch die Klassifizierung aufgrund des wertmäßigen Anteils am Verbrauch zu bestimmen, wird hierbei das Verbrauchsverhalten klassifiziert. Die Bedarfsverlaufanalyse (RSU-Analyse) soll Informationen über die Verbrauchsschwankungen eines Produktes innerhalb einer Planungsperiode liefern. Dabei werden die Produkte unterschieden in Produkte mit regelmäßigem Bedarf (R), Produkte mit schwankendem (saisonal, trendförmig) Bedarf (S) sowie Produkte mit sehr unregelmäßigem Bedarf (U).
- R-Produkte: Produkte mit regelmäßigen Bedarf, d.h. sie zeichnen sich durch eine sehr hohe Vorhersagegenauigkeit und langfristige Planbarkeit des Bedarfs aus.
- S-Produkte: Produkte mit schwankendem Bedarf, d.h. die Vorhersagegenauigkeit und Planbarkeit des Bedarfs ist nur noch mittelmäßig.
- U-Produkte: Produkte mit sehr unregelmäßigem Bedarf, d.h. die Vorhersagegenauigkeit und Planbarkeit ist quasi nicht möglich.
Merke
Die RSU-Analyse klassifiziert Produkte nach ihrem Verbrauchsverhalten. In der Literatur wird diese auch häufig als XYZ-Analyse bezeichnet.
Variationskoeffizient
Die Klassifizierung der einzelnen Produkte erfolgt durch den sogenannten Variationskoeffizienten (VarK). Dieser sagt aus, wie stark ein Produkt von unregelmäßigen Schwankungen betroffen ist im Vergleich zu anderen Produkten. Je größer der Variationskoeffizient, desto unregelmäßiger der Bedarf. Der VarK berechnet sich durch:
VarK = $\frac{\sqrt{\sigma}}{\mu} \cdot 100$
mit $\sqrt{\sigma}$ Standardabweichung
mit $\mu$ Erwartungswert
Im Folgenden soll anhand eines vereinfachten, fiktiven Beispiels die RSU-Analyse veranschaulicht werden.
Beispiel: RSU-Analyse
Beispiel
Das Unternehmen aus dem vorherigen Abschnitt (ABC-Analyse) ist mit seiner Materialwirtschaft unzufrieden. Das Unternehmen möchte die folgende Verbrauchspositionen bezüglich ihres Bedarfsverhaltens untersuchen:
Verbrauch | ||||
Monat | Schrauben | Kohle | Maschinenersatzteile | Verpackungsmaterial |
Jan | 4.000 | 700 | 0 | 6.000 |
Feb | 3.800 | 650 | 300 | 5.500 |
März | 3.950 | 300 | 100 | 5.800 |
April | 4.100 | 150 | 0 | 6.500 |
Mai | 4.200 | 50 | 0 | 7.000 |
Juni | 3.900 | 0 | 0 | 5.900 |
Juli | 4.150 | 0 | 500 | 6.800 |
Aug | 3.850 | 0 | 0 | 5.850 |
Sep | 3.795 | 50 | 50 | 5.700 |
Okt | 3.980 | 150 | 0 | 5.950 |
Nov | 4.050 | 300 | 0 | 6.300 |
Dez | 4.010 | 450 | 250 | 6.250 |
Summe | 47.785 | 2.800 | 1.200 | 73.550 |
Als erstes wird der Erwartungswert $\mu$ und die Standardabweichung $\sqrt{\sigma}$ für jede Verbrauchsposition berechnet:
$\mu = \frac{1}{12} \sum\limits_{i = 1}^{12} x_i $
$\sqrt{\sigma} = \sqrt{\frac{1}{12} \sum\limits_{i = 1}^{12} (x_i - \mu)^2}$
Position | Erwartungswert | Standardabweichung |
Schrauben | 3.982 | 125,39 |
Kohle | 233 | 240,08 |
Maschinenersatzteile | 100 | 156,79 |
Verpackungsmaterial | 6.129 | 433,71 |
Aus diesen Werten wird dann der Variationskoeffizient berechnet:
VarK = $\frac{\sqrt{\sigma}}{\mu} \cdot 100$
Position | Variationskoeffizient |
Schrauben | 3,15 % |
Kohle | 103,04 % |
Maschinenersatzteile | 156,79 % |
Verpackungsmaterial | 7,08 % |
Die Klassengrenzen für die Zuweisung der einzelnen Verbrauchspositionen zu R-, S- oder U-Klassen erfolgt von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. In diesem Beispiel werden die Klassengrenzen wie folgt gewählt:
Klasse | Variationskoeffizient |
R-Position | 0 - 50 % |
S-Position | 50 - 110 % |
U-Position | ab 110 % |
Daraus ergibt sich die folgende Zuweisung der einzelnen Verbrauchspositionen:
Klasse | Verbrauchsposition |
R-Position | Schrauben, Verpackungsmaterial |
S-Position | Kohle |
U-Position | Maschinenersatzteile |
Die Bedarfe an Schrauben und das Verpackungsmaterial sind kaum bis keinen Schwankungen unterworfen und sind demnach sehr gut planbar. Hier kann man beispielsweise durch einen regelmäßigen Bestellrhythmus die Lagerhaltungskosten gering halten. Die Kohle unterliegt einem schwankenden Bedarf. In diesem Beispiel benötigt das Unternehmen die Kohle zum Heizen. In der Ausgangstabelle ist deutlich zu erkennen, dass es sich hierbei um einen saisonalen Bedarf handelt, da die Kohle in den Sommermonaten nicht benötigt wird, dafür in den Wintermonaten ein hoher Bedarf an Kohle besteht. Dadurch, dass es sich hierbei um eine saisonale Schwankung handelt, kann man auch die Kohle einigermaßen vorausplanen. Man könnte hier die Kohle erst kurze Zeit vor den Monaten bestellen, in denen der Bedarf langsam steigt. Die Maschinenersatzteile unterliegen einem sehr unregelmäßigem Bedarf. Hier ist die Planbarkeit kaum möglich, da die Ersatzteile immer benötigt werden können. Hier empfiehlt es sich die Ersatzteile auf Lager zu haben.
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