Inhaltsverzeichnis
In diesem Abschnitt folgt ein Beispiel zum Mohrschen Spannungskreis. Ganz unten auf der Seite folgt ein weiteres Beispiel, welches ihr euch als PDF ausdrucken könnt.
Beispiel: Mohrscher Spannungskreis
Beispiel
Gegeben seien die folgenden Spannungen:
$\sigma_x = -30 MPa$, $\sigma_y = 20 MPa$ und $\tau_{xy} = -10 MPa$.
Zeichne den Mohrschen Spannungskreis und bestimme
(1) die Hauptspannungen $\sigma_1$ und $\sigma_2$ sowie die Hauptrichtung $\alpha^*$.
(2) Die Hauptschubspannungen,
(3) die Hauptrichtungen zeichnerisch,
(4) die Normalspannung und Schubspannung in einem Drehwinkel $\beta = 40°$ zur x-Achse.
Zeichnung des Mohrschen Spannungskreises
Zeichnen des Mohrschen Spannungskreises aus den gegebenen Werten durch Festlegung eines sinnvollen Maßstabes.
Der Mohrsche Spannungskreis wird wie im vorherigen Abschnitt gelernt, so eingezeichnet, dass die Punkte $P_1 (\sigma_x | \tau_{xy}) = (-30 | -10)$ und $P_2 (\sigma_y | - \tau_{xy}) = (20 | 10)$ miteinander verbunden werden. Dort wo diese Verbindungslinie die $\sigma$-Achse schneidet, liegt der Mittelpunkt und somit die mittlere Normalspannung $\sigma_m$. Der Kreis kann nun vom Mittelpunkt aus durch die beiden Punkte gezeichnet werden.
Hauptspannungen und Hauptrichtung
Die Hauptspannungen $\sigma_1$ und $\sigma_2$ befinden sich auf dem äußersten Rand des Kreises auf der $\sigma$-Achse, da dort die Schubspannung $\tau_{xy} = 0$ ist. Es gilt $\sigma_2 < \sigma_1$. Das bedeutet, dass $\sigma_1$ immer rechts von $\sigma_2$ liegt. Die Werte können einfach abgelesen werden und ergeben:
$\sigma_1 \approx 22 MPa$.
$\sigma_2 \approx -32 MPa$
Rechnerische Probe:
$ \sigma_{1,2} = \frac{(\sigma_x + \sigma_y)}{2} \pm \sqrt{(\frac{\sigma_x - \sigma_y}{2})^2 +\tau^2_{xy}} $
$\sigma_1 = 21,93 MPa$
$\sigma_2 = -31,93 MPa$
Die Hauptrichtung wird so eingezeichnet, dass von der Verbindungslinie ($P_1$ - $\sigma_m$) aus zur $\sigma$-Achse der Winkel gemessen wird. Der Winkel zur negativen $\sigma$-Achse gilt dabei für die Hauptnormalspannung $\sigma_2$, der Winkel zur positiven $\sigma$-Achse zur Hauptnormalspannung $\sigma_1$. In der obigen Grafik ist nur der Winkel zur negativen $\sigma$-Achse (zur $\sigma_2$ gehörend) eingezeichnet:
$2\alpha^*_2 \approx 22°$
$\alpha^*_2 = 11°$
Der Winkel zur positiven $\sigma$-Achse von der Verbindungslinie ($P_1$ - $\sigma_m$) ausgehend ergibt (nicht eingezeichnet):
$2 \alpha^*_1 \approx 202°$
$\alpha^*_1 = 101°$
Rechnerische Probe:
$\tan (2 \alpha^*) = \frac{2 \tau_{xy}}{\sigma_x - \sigma_{y}}$
$2\alpha^* = \tan^{-1} 0,4 = 21,80°$.
$\alpha^* = 10,9°$
Da beide Hauptnormalspannungen senkrecht aufeinander stehen, können wir die andere Hauptrichtung wie folgt bestimmen: $\alpha^* + 90° = 10,9° + 90° = 100,9°
Rechnerisch können wir über die Transformationsgleichungen herausfinden, welcher Winkel zu welcher Hauptnormalspannung gehört:
$\sigma_{x^*} = \frac{1}{2} (-30 + 20) + \frac{1}{2} ( -30 - 20) \cos (2 \alpha) - 10 \sin (2 \alpha) $
$= -31,93 MPa = \sigma_2$
Damit gehört - wie bereits grafisch ermittelt - der Winkel $\alpha^* = 10,9° zur Hauptnormalspannung $\sigma_2$. Daraus folgt, dass der Winkel $\alpha^* = 100,9°$ zur Hauptnormalspannung $\sigma_1$ gehört.
Hauptschubspannung
Die Hauptschubspannung befindet sich dort, wo die mittlere Normalspannung gegeben ist:
$\tau_{max} \approx 27 MPa$.
Rechnerische Probe:
$\tau_{max} = \pm \frac{\sigma_1 - \sigma_2}{2} = 27 MPa$.
Hauptrichtungen zeichnerisch
Die Hauptrichtungen werden mit dem Winkel $\alpha^*$ wie folgt eingezeichnet. Von $\sigma_1$ aus durch den Punkt $(\sigma_x | \tau_{xy})$ ergibt die Hauptrichtung für $\sigma_2$. Von $\sigma_2$ durch den selben Punkt ergibt die Hauptrichtung für $\sigma_1$ (siehe auch vorherigen Abschnitt).
Merke
Es muss immer durch den Punkt $P_1(\sigma_x | \tau_{xy})$ gezeichnet werden. In diesem Beispiel ist der Punkt der links unten, weil $\sigma_x \le \sigma_y$. Tritt der umgekehrte Fall ein, so befindet sich der Punkt oben rechts und muss für die Einzeichnung der Hauptrichtungen verwendet werden.
Koordinatentransformation
Der Drehwinkel $\beta = 40°$ ist positiv. Es handelt sich also um die Linksdrehung des Ausgangskoordinatensystems um 40° zur x-Achse. Um die Normalspannungen und Schubspannung für den Winkel $\beta = 40°$ zu erhalten, muss der Winkel $2 \beta$ von der Verbindungslinie $P_1(-30/-10)$ zu $\sigma_m$ aus abgetragen werden. Im Mohrschen Spannungskreis erfolgt die Abtragung entgegen der Drehung des Koordinatensystems, also in einer Rechtsdrehung MIT dem Uhrzeigersinn:
Nachdem der Winkel abgetragen wurde, wird eine Verbindungslinie mit diesem Winkel vom Mittelpunkt aus gezogen. Dort wo die Verbindungslinie den Kreis schneidet, liegt der gesuchte Punkt $(\sigma_{x_{\beta}} | \tau_{{xy}_{\beta}})$:
$\sigma_{x_{\beta}} \approx -19 MPa$
$\tau_{{xy}_{\beta}} \approx 23 MPa$.
Rechnerische Probe:
$\sigma_{x^*} = \frac{1}{2} (\sigma_x + \sigma_y) + \frac{1}{2} ( \sigma_x - \sigma_y) \cos (2 \alpha) + \tau_{xy}\sin (2 \alpha) $
$\sigma_{x^*} = -19,19 MPa$.
$\tau_{x^*y^*} = \tau_{y^*x^*} = \frac{1}{2}(-\sigma_x + \sigma_y) \sin (2 \alpha) + \tau_{xy} \cos (2 \alpha)$
$\tau_{x^*y^*} = 22,88 MPa$.
Weitere interessante Inhalte zum Thema
-
Mohrscher Spannungskreis
Vielleicht ist für Sie auch das Thema Mohrscher Spannungskreis (Mehrachsige Spannungszustände) aus unserem Online-Kurs Technische Mechanik 2: Elastostatik interessant.
-
Hauptspannungen
Vielleicht ist für Sie auch das Thema Hauptspannungen (Mehrachsige Spannungszustände) aus unserem Online-Kurs Technische Mechanik 2: Elastostatik interessant.