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In diesem Kurstext wenden wir uns dem Lagerwiderstand zu. Wie es der Name bereits verrät, entsteht dieser Widerstand am Lager. In den Lagern, die entweder als Kegelrollenlager oder Kugellager ausgeführt sind, werden die Radnaben gelagert.
Lagermoment
In der nachfolgenden Abbildung siehst du die schematische Darstellung eines Radlager inkl. der auftretenden Kräfte und Momente.
Mit:
- $ \omega $ = Rotationsgeschwindigkeit
- $ M_L $ = Lagermoment
- $ F_{Lz} $ = Radlast abzüglich des Radeigengewichts (inkl. Radnabe, und -bremse)
- $ F_{Lx} $ = Antriebskraft, reduziert um die Radwiderstandskraft
- $ F_{NL} $ = aus FLx und FLz resultierende Normalkraft
- $ r_L $ = Wirksamer Radius
Merke
An dieser Stelle solltest du dir merken, dass die Kraft $ F_{Lz} $ überwiegt und nur unwesentlich kleiner ist als $ F_{NL}$. Das bedeutet: $ F_{NL} $ entspricht näherungsweise der Radlast $ F_N $.
In der obigen Abbildung siehst du ein Moment ML, das in den Radlagern durch die Reibung erzeugt wird. Formal wird dieses beschrieben durch:
Methode
Die einzelnen Faktoren sind:
- $ \mu_L = $ Reibungskoeffizient für Wälzlager (variiert zwischen 0,001 [Im Betrieb] und 0,002 [Beim Anfahren])
- $ r_L = $ Wirksamer Radius, welcher sich aus der Lage der Wälzkörper errechnet.
- $ F_{NL} = $ Auftretende Normalkraft im Lager $ \rightarrow F_{NL} = F_{Lx} + F_{Lz} $. Die Summanden sind die entsprechenden Komponenten.
Betrachten wir unser Lagermoment ML, welches durch den Kraftschluss zwischen Reifen und Fahrbahn aufgebracht werden muss. Der wirksame Hebel ist dabei der Radhalbmesser (dynamisch) rA. Das bedeutet, dass die Lagerwiderstandskraft in der Radlagerung und in der Aufstandsfläche wirkt. Dieser Sachverhalt ist im folgenden Bild grafisch dargestellt.
Lagerwiderstand und Lagerwiderstandsbeiwert
Jetzt können wir eine näherungsweise Gleichung für den Lagerwiderstand aufstellen:
Methode
Wenn wir auch den Lagerwiderstand auf die Radlast beziehen, dann erhalten wir den Lagerwiderstandsbeiwert fL:
Methode
Im nächsten Schritt können wir die Gleichung für den Lagerwiderstand in die Gleichung für den Lagerwiderstandsbeiwert überführen und erhalten:
Methode
Lagerwiderstandsbeiwert: $ f_L \approx \mu_L \cdot \frac{r_L}{r_A} $
Beispiel:
Beispiel
Mit der letzten Gleichung erhalten wir:
$ f_L \approx \mu_L \cdot \frac{r_L}{r_A} \approx 0,001 \cdot \frac{30}{300} = 0,0001 \approx 1 $ % $ \cdot f_R $
Jetzt wissen wir, dass der Lagerwiderstand bei intakten Radlagern nur lediglich 1 % vom gesamten Rollwiderstand ausmacht.
Wenn du jetzt vielleicht denkst, dass ja auch Reibung an den Dichtringen der Lager (Schmutzschutz) auftritt, dann hast du zwar Recht aber der Wert ist so verschwindend gering, dass er vernachlässigt wird.
Problemfall temporäres und ständiges Restbremsmoment
In den Scheibenbremsen werden die Bremskolben nach einer Bremsung zurückgezogen, jedoch nicht die Scheibenbremsbeläge weil keine Verbindung zwischen beiden Elementen besteht. Dadurch bleibt ein Restbremsmoment bestehen. Da Bremsscheiben immer kleine herstellungsbedingte Unförmigkeiten besitzen, werden die Beläge soweit zurückgedrängt, dass sie nur kurzzeitig auf die Bremsscheibe einwirken. Dadurch ist das Restbremsmoment stark reduziert.
Im Fahrbetrieb sorgen Unebenheiten der Fahrbahn und Kurven für Elastizitäten und Spiel in der Radlagerung. Dadurch entstehen Relativbewegungen zwischen Bremssattel und Bremsscheibe, die dann die Beläge vollständig frei drücken. Während der ganzen Zeit lag ein temporäres Restbremsmoment vor.
Hingegen ein ständiges Restbremsmoment besteht, wenn die Belagführung verschmutzt oder korrodiert ist. Dann bleibt die leichte Berührung von Bremsscheibe und Belag über den ganzen Fahrbetrieb bestehen.
Fazit
Fasst man alle Erkenntnisse zusammen, so kann der Lagerwiderstand bei vollständig funktionstüchtigen Radlagern im Vergleich zum Rollwiderstand vernachlässigt werden. Liegt nach einer Bremsung jedoch ein Restbremsmoment vor, so muss dies in Einzelfällen mit in die Berechnung einfließen.
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